
Klein- Wildtiere
ihre Geschichten
Ich spreche zu dir, hörst du hin?
Hinweis zur Privatsphäre
Alle Geschichten basieren auf echten Tiergesprächen, die ich im Laufe der Jahre führen durfte.
Aus Achtung vor Tier und Mensch wurden Namen, Orte und erkennbare Details verändert oder anonymisiert.
Manche Erzählungen fassen mehrere Erfahrungen zu einem Beispiel zusammen.
Die Bilder sind symbolisch gewählt und zeigen nicht die tatsächlichen Tiere.
Was mir ein Hai erzählte...
Manchmal, wenn ich ganz in der Stille sitze, öffnet sich eine Dimension, die es Tieren ermöglicht, unaufgefordert mit mir in Kontakt zu treten – von wo auch immer sie gerade sind. Ich sass einfach da – und plötzlich war er da. Ein Hai. Nicht als Vision, nicht als Traum. Einfach gegenwärtig. Gross. Wach. Still. Und völlig klar in seiner Präsenz. Keine Bedrohung. Nur Wahrnehmung. Dann kamen die Worte – direkt und ruhig: "Ihr seid viele. Ihr ruft nach uns – mit Angst. Mit Neugier. Mit Macht. Doch wir meiden euch jetzt. Ihr seid die Gefahr. Nicht aus Hunger – aus Gier. Nicht aus Not – aus Überfluss. Ihr fresst alles: Raum. Bewegung. Leben. Und doch gibt es einige von euch, die uns lieben, die um uns kämpfen – und das gibt uns die Möglichkeit, euch zu zeigen, wie schön und wie wichtig wir für das Meer sind." Es war keine Einbildung. Keine Geschichte. Nur ein Moment reiner Verbindung – aus einer anderen Tiefe als sonst. Unvermittelt. Ungefragt. Und vollkommen real.
Begegnung mit Herkules
ch wollte gerade einschlafen, als plötzlich ein riesiger Tiger vor mir stand. Doch es war kein gewöhnlicher Tiger, das wusste ich in diesem Moment noch nicht – er stellte sich als Herkules vor. "Schau, wie stark und schön ich bin!", brummte er stolz. "Ich sollte mich unbedingt vermehren. Alles andere wäre eine Verschwendung." Überrumpelt bat ich ihn, am nächsten Tag wiederzukommen. Er blieb trotzdem und klagte weiter. Am nächsten Morgen suchte ich im Internet nach ihm – und tatsächlich: Herkules war ein sogenannter Liger und lebte in den Vereinigten Staaten. Eine Kreuzung zwischen Löwe und Tiger. Und leider sind Liger unfruchtbar. Nun stand ich vor dem Problem: Wie sollte ich es ihm beibringen? Herkules kam noch oft zu Besuch. Jedes Mal erklärte ich ihm geduldig, warum sein Wunsch unmöglich war. Doch sein Stolz und seine Zuversicht blieben ungebrochen.
Der stumme Papagei
Die Halterin rief mich an, besorgt: Ihr Papagei, sonst ein quirliger Wortakrobat, sass plötzlich stumm auf seiner Stange. Kein Geplapper, kein Gezeter – nur dieses leere Starren. Im Tiergespräch enthüllte sich die Wahrheit nicht als Krankheit, sondern als Sehnsucht. «Früher», erzählte der Vogel, «war das Haus voll – Gelächter, Streit, Musik. Jetzt... Jetzt höre ich nur noch die Uhr ticken.» Die Halterin atmete tief ein. Es stimmte. Seit der Trennung hatte sie sich zurückgezogen, sogar das Radio verstummen lassen. Ungewollt hatte sie den Vogel mit in die Stille gezogen. «Wir werden das ändern», flüsterte sie – und meinte sich selbst ebenso wie ihn. Schon nach einer Woche plapperte der Papagei wieder wie ein Wasserfall. Als ich sie besuchte, begrüsste er mich mit einem schrillen «Grüezi!», so perfekt getimt, dass wir beide in Lachen ausbrachen. Die Melodie des Lebens war zurückgekehrt.
Der Wächter
Ein verstorbener Gorilla begleitet mich seit Jahren aus der geistigen Welt. Seine Präsenz ist kraftvoll und still – und oft verbunden mit Tieren, die besondere Aufgaben tragen. Eines Morgens erschien er mir mit einem Hund im Arm. Der Hund wirkt geschwächt, aber gehalten – so, als hätte er etwas durchgestanden. Es waren keine Wort nötig. Nur das Bild – und die spürbare Bitte, Zeugnis zu sein. Ich weiss: Manchmal zeigen sich die Übergänge dort, wo unsere Augen noch nicht hinreichen. Das Bild fand später eine überraschende Entsprechung in einer unabhängigen Schilderung.



