
Pferde
ihre Geschichten
Ich spreche zu dir, hörst du hin?
Hinweis zur Privatsphäre
Alle Geschichten basieren auf echten Tiergesprächen, die ich im Laufe der Jahre führen durfte.
Aus Achtung vor Tier und Mensch wurden Namen, Orte und erkennbare Details verändert oder anonymisiert.
Manche Erzählungen fassen mehrere Erfahrungen zu einem Beispiel zusammen.
Die Bilder sind symbolisch gewählt und zeigen nicht die tatsächlichen Tiere.
Ein neuer Pakt
Die Halterin rief mich an, verwundert und verletzt: Ihr Pferd weigerte sich plötzlich, sie zu tragen. Was war geschehen? Im Tiergespräch sprach das Pferd mit klarer Würde: „Unsere Zeit war schön – doch ich bin nicht mehr jung. Dein Gewicht ist zu schwer geworden. Diese Last kann ich nicht mehr ertragen.“ Ein ehrliches Echo des Körpers. Die Halterin erkannte es sofort: In den letzten Monaten waren fast dreissig Kilo dazu gekommen, unbemerkt, unaufhaltsam. Tränen mischten sich mit Einsicht. „Es tut mir leid“, flüsterte sie, die Hand an der warmen Pferdeflanke. „Ich verspreche dir: Ich steige erst wieder auf, wenn ich zwanzig Kilo abgenommen habe.“ Das Pferd schnaubte zufrieden. „Gut. Wenn du für dich sorgst, schenkst du uns mehr Jahre miteinander.“ Und in diesem Moment schlossen sie einen neuen Bund – nicht durch Zaumzeug, sondern durch Wahrhaftigkeit.
Die Ursache
Die Halterin meldete sich verzweifelt: Ihr Pferd lahmt immer wieder, doch kein Tierarzt fand die Ursache. Untersuchungen, Röntgenbilder – alles ohne Befund. Im Tiergespräch zeigte sich der Schmerz klar: ein drückendes Gewicht auf der linken Schulter, das sich bei jeder Innenwendung verstärkte. "Der neue Sattel", teilte das Pferd mit, "er presst mich ein. Als würde ich einen scharfen Stein tragen." Ein Blitz der Erkenntnis. Die Halterin erinnerte sich: Die Lahmheit begann kurz nach der letzten Sattelanpassung. Sie liess den Sattel sofort überprüfen. Und tatsächlich: Eine winzige Unebenheit, kaum messbar, aber genug, um jedes Mal Schmerz zu verursachen. Nach der Korrektur bewegte sich das Pferd wieder frei – als hätte es Flügel bekommen.
Kampf oder Spiel?
Die Halterin war verunsichert: Vertrugen sich ihre beiden Pferde wirklich? Das jüngere war erst seit Kurzem in der Herde, und ihr Zusammensein wirkte seltsam unausgeglichen. Im Tiergespräch zeigte sich überraschende Klarheit. Das ältere Pferd teilte mit: "Ich mag den Jungen, aber er muss noch viel lernen. Ich bin zu müde, ihm alles beizubringen – ich brauche einfach meine Ruhe." Doch bevor ich nachhaken konnte, kam mehr: "Das Heu reicht nicht. Etwas Kraftfutter wäre gut. Und diese Baustelle... Könnte ich für ein paar Tage woanders sein? Der Lärm erschöpft mich." Die Halterin und ich wechselten einen Blick. Wieder einmal wurde deutlich: Tiere bemerken alles – und teilen es bereitwillig mit, wenn wir wirklich zuhören.
Das Bauchgefühl
Die Reitbeteiligung fühlte sich zunehmend unwohl mit dem Verhalten des Pferdes. Es liess sich nicht mehr gern aufzäumen, wich aus, wirkte innerlich abwesend. Die Halterin konnte nichts Auffälliges erkennen und meinte, das Tier sei eben launisch. Im Gespräch sagte das Pferd: "Ich bin müde. Nicht körperlich, sondern innen. Es passt nicht mehr. Ich habe getan, was ich konnte. Aber ich will nicht mehr unter Zwang." Die Reitbeteiligung wurde sehr still. Nach der Sitzung sprach sie mit der Besitzerin – offen, ruhig, ehrlich. Wenige Tage später gab sie den Platz frei. Drei Wochen danach meldete sich ein neues Mädchen bei der Besitzerin. Es passte sofort. Das Pferd ging freiwillig mit – kein Ausweichen mehr, kein innerer Rückzug. Nur ein leiser, entspannter Blick über die Schulter.



